Humboldt-Universität zu Berlin - Deutsch

Wissenstransfer

Wissenstransfer bzw. die Notwendigkeit „societal impact“ zu generieren ist eines der am meisten forcierten wissenschaftspolitischen Ziele. Die Produkte und Erkenntnisse der wissenschaftlichen Arbeit sollen ihren Mehrwert für die Gesellschaft unter Beweis stellen.

Doch das Wissenstransferpotenzial kann, abhängig vom konkreten Wissensgegenstand, höchst unterschiedlich sein. Auch die möglichen Adressat:innen von Wissenstransferprozessen variieren je nach Erkenntnisgegenstand. Dieser Vielfalt in den Wissenschaften kann man sich annähern, wenn man auf die Fächerunterschiede schaut. Im Berlin Science Survey sollten die Wissenschaftler:innen einschätzen, für welche Bereiche außerhalb der Wissenschaft das von ihnen produzierte Wissen relevant ist. Dabei zeigen sich – teils erwartbare – Unterschiede zwischen den Fächergruppen, gleichwohl aber auch Erkenntnisse zum Thema Wissenstransfer über diese Grenzen hinweg (siehe Abbildung 13).

 

Abbildung 13 Relevanz der eigenen Forschung für andere Bereiche, nach Fächergruppen

 

Geisteswissenschaftler:innen betonen die Bedeutung ihrer Forschung für Kunst und Kultur sowie für die Medien. Dagegen sehen nur wenige Geisteswissenschaftler:innen eine Relevanz ihrer Forschung für die Wirtschaft. Die Wissensprodukte von Sozialwissenschaftler:innen werden von diesen in erster Linie für die Politik und zivilgesellschaftliche Akteure als bedeutsam erachtet.

Bei den Lebenswissenschaften (einschließlich der Medizin) überwiegt die Relevanz für die Gruppe der Praktiker:innen. Hierunter fallen ärztliches Fachpersonal, Techniker:innen und Lehrende. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass der Begriff der Praktiker:innen je nach Fächergruppe  auf unterschiedliche Personengruppen fokussieren kann.

Naturwissenschaftler:innen sehen ebenso wie Ingenieur:innen am häufigsten Verwertungsmöglichkeiten in der Wirtschaft, bei den Naturwissenschaften folgt dicht danach die Gruppe der Bürger:innen.

Es bleibt festzuhalten, dass die Relevanz der eigenen Forschung für verschiedene außerwissenschaftliche Gesellschaftsbereiche je nach Fächergruppe zwar variiert, insgesamt jedoch recht hoch eingeschätzt wird. Über alle Fächergruppen hinweg geben nur wenige Befragte an, dass ihre Forschung für keinen der Bereiche relevant ist (12,7 %, ohne Abbildung). Lediglich bei den Naturwissenschaftler:innen ist der Anteil mit 26 % etwas höher, was auf eine stärkere Orientierung auf die Grundlagenforschung zurückzuführen sein dürfte.

Da die Relevanz der eigenen Forschung für verschiedene Teilbereiche der Gesellschaft mehrheitlich gesehen wird, stellt sich daran anschließend die Frage, inwieweit mit diesen Gruppen bereits ein Austausch besteht.

Bezogen auf Akteur:innen aus den Bereichen Kunst/Kultur und Politik, sowie für die Gruppe der Bürger:innen geben jeweils knapp ein Drittel der Befragten an, mit diesen im Austausch zu stehen (siehe Abbildung 14). Bei den übrigen gesellschaftlichen Gruppen ist der Anteil an berichtetem Austausch sogar höher. Am häufigsten stehen Wissenschaftler:innen im Austausch mit den Praktiker:innen, 61,6 % der befragten Wissenschaftler:innen geben entsprechende Kontakte an.

 

Abbildung 14 Austausch mit anderen Gruppen / Bereichen

 

Als Zwischenfazit lässt sich festhalten, dass zwar einerseits nicht überall dort Austausch stattfindet, wo die Forschung für bestimmte Bereiche als relevant eingeschätzt wird. Auf der anderen Seite kann auch bei Weitem nicht von der sogenannten „Forschung im Elfenbeinturm“ gesprochen werden, ist doch ein Austausch mit relevanten Interessengruppen durchaus relativ weit verbreitet.