Humboldt-Universität zu Berlin - Deutsch

Institutionelle Rahmenbedingungen für die Umsetzung von Kooperationen

Da die Berlin University Alliance Kooperationen im Berliner Forschungsraum fördern möchte, interessiert uns auch, wie die Wissenschaftler:innen selbst die Rahmenbedingungen im Berliner Forschungsraum einschätzen und wo sie einen möglichen Unterstützungsbedarf sehen. Zu diesem Zweck haben wir den Berliner Forschungsraum hinsichtlich der Kooperationsfähigkeit einschätzen lassen. Des Weiteren wurde auch danach gefragt, inwiefern aktuell Unterstützungsbedarf durch die Einrichtungen beim Thema Kooperationen besteht. Diese Einschätzungen eignen sich auch für Analysen im Zeitverlauf, um künftig Aussagen dazu machen zu können, ob sich der Standort Berlin in der Wahrnehmung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler positiv weiterentwickelt hat.

 

Unterstützungsbedarf durch die Einrichtungen

Die Befragten des BSS wurden danach gefragt, ob sie seitens ihrer Einrichtungen einer Unterstützung bei Kooperationsanbahnungen bedürfen. Trotz des bereits hohen Niveaus an Kooperationen und den durchaus positiven Erfahrungen mit den bisherigen Kooperationen geben 34 % der Befragten an, Unterstützungsbedarf zu haben. Hier besteht somit durchaus Handlungsbedarf auf Seiten der Einrichtungen. Nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund, dass die Unterstützungsbedarfe insbesondere bei den Postdocs (40 %) und den Prädocs (45 %) beträchtlich sind (siehe Abbildung 50). Damit ergibt sich ein konsistentes Bild für die Statusgruppen: Nicht promovierte Wissenschaftler:innen haben die wenigsten Kooperations-beziehungen, können in Kooperationen ihre eigenen Ziele weniger erfolgreich verfolgen, wünschen sich zugleich am häufigsten mehr Kooperationen und haben entsprechend den größten Unterstützungsbedarf.

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Abbildung 50 Unterstützungsbedarf bei Kooperationsanbahnungen, nach Statusgruppen

Für den Fächergruppen-Vergleich ergibt sich folgendes Bild (siehe Abbildung 51): der Unterstützungsbedarf ist bei den Natur- und Ingenieurswissenschaften am geringsten. Während nur 30,5 % der Naturwissenschaftler:innen einen Unterstützungsbedarf bekunden, ist der Anteil mit 44,3 % der Sozialwissenschaftler:innen deutlich höher (siehe Abbildung 51). Auch hier zeigt sich ein recht eindeutiges Bild: In den Ingenieurs- und Naturwissenschaften besteht seltener der Wunsch nach mehr Kooperationen, hier bestehen die meisten stabilen Kooperationsbeziehungen und die Kooperationen ergeben sich häufiger als bei den anderen Fächergruppen auf Basis der Anfragen von Externen. Entsprechend besteht hier der geringste Unterstützungsbedarf bei der Anbahnung von Kooperationen. Dennoch gibt rund ein Drittel der Befragten auch hier einen Unterstützungsbedarf an.

 

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Abbildung 51 Unterstützungsbedarf bei Kooperationsanbahnungen, nach Fächergruppen

 

Einschätzung der Kooperationsfähigkeit im Berliner Forschungsraum

Um einen umfassenden Einblick in die Forschungsrealitäten der Wissenschaftler:innen zu erhalten, wurden diese schließlich auch um eine Einschätzung des Berliner Forschungsraums hinsichtlich verschiedener Aspekte gebeten (Lüdtke und Ambrasat 2022a). Die Kooperationsfähigkeit wird dabei im Vergleich zu anderen Aspekten als besonders gut eingeschätzt (siehe Abbildungen 52 und 53). Lediglich ein Anteil von 18,7 % der Befragten beurteilt diesen Aspekt des Berliner Forschungsraums als „eher schlecht“ oder „sehr schlecht“ (siehe Abbildung 52).

Auch sagen beim Thema Kooperationsfähigkeit mit 11,3 % weniger Befragte als bei vielen anderen Themen, dass sie dieses nicht für den Berliner Forschungsraum beurteilen können (siehe Abbildung 52). Doch selbst wenn man diese Personen aus der Berechnung herausnimmt, bleibt die überwiegend positive Einschätzung der Kooperationsfähigkeit im Berliner Forschungsraum bestehen (Abbildung 53).

 

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Abbildung 52 Beurteilung des Berliner Forschungsraums

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Abbildung 53 Beurteilung des Berliner Forschungsraums, ohne „kann ich nicht beurteilen“

 

Schaut man sich etwas differenzierter an, welche Personengruppen die Kooperationsfähigkeit „eher schlecht“ oder gar „sehr schlecht“ bewerten, so zeigt sich, dass die Kooperationsfähigkeit im Besonderen von denjenigen als schlecht eingeschätzt (27,4 %) wird, die einen Wunsch nach mehr Kooperationen haben (siehe Abbildung 54). Dieser Befund verweist auf die oben untersuchten Kooperationspotenziale. Wenn diese besser ausgeschöpft werden können, verbessert sich hier möglicherweise auch die Einschätzung.

Gleichzeitig wird die Kooperationsfähigkeit des Berliner Forschungsraums weit häufiger von denen als (eher) schlecht bewertet (30 %), die einen Unterstützungsbedarf bei diesem Thema angeben (siehe Abbildung 55). Somit ist auch hier in ähnlicher Weise anzunehmen, dass eine effektive Bereitstellung von Unterstützungsangeboten bei der Anbahnung von Kooperationen die Bewertung der Kooperationsfähigkeit des Berliner Forschungsraumes mittel- und langfristig verbessern müsste. Das gilt aber nur, wenn die Angebote zielgerichtet sind und auch diejenigen erreichen die wirklich einen Bedarf bei sich sehen. Um Angebote zielgerichtet zu gestalten bedarf es detaillierterer Analysen, bspw. mittels qualitativer Befragungen, um die konkreten Unterstützungsbedarfe zu identifizieren.

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Abbildung 54 Bewertung der Kooperationsfähigkeit nach Kooperationswunsch

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Abbildung 55 Bewertung der Kooperationsfähigkeit nach Unterstützungsbedarf

Eine abschließende multivariate Analyse dient wieder dazu, die verschiedenen Einflussfaktoren auf die Bewertung der Kooperationsfähigkeit in ihrem Gewicht gegeneinander abzuschätzen und die einflussreichsten Faktoren zu ermitteln. Abbildung 56 zeigt die Ergebnisse dieser Analyse. Demnach übt lediglich die Fächerzugehörigkeit zu den Naturwissenschaften einen Einfluss auf die Bewertung aus, und zwar einen positiven (siehe Abbildung 56). Die Naturwissenschaftler:innen bilden zugleich die Gruppe, die bereits ein hohes Level an Kooperationen im Berliner Forschungsraum realisiert hat und, verglichen mit den anderen Fächergruppen, weniger den Wunsch verspürt, Kooperationen (im Berliner Forschungsraum) auszuweiten. Zusammengenommen lässt sich hieraus für die Naturwissenschaften eine Tendenz zur Sättigung von Kooperationsbeziehungen bei gleichzeitiger Zufriedenheit mit diesen interpretieren.

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Abbildung 56 Einflussfaktoren auf die Bewertung der Kooperationsfähigkeit des Berliner Forschungsraums