Humboldt-Universität zu Berlin - Deutsch

Kooperationsstrukturen

Kooperationspartnerinnen und -partner

Forschungskooperationen mit anderen Einrichtungen

Um einen besseren Einblick in die bestehenden Forschungskooperationen zu gewinnen, haben wir die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der vier BUA-Einrichtungen konkreter nach ihren Kooperationspartner:innen befragt (siehe Abbildung 5). Von denen, die kooperieren, geben die allermeisten an, dies mit anderen Wissenschaftler:innen aus dem eigenen Arbeitsbereich, bzw. Team (86 %) zu tun. Zugleich überwiegen Kooperationen mit Partner:innen der eigenen Uni ( 71 %). Auch mit anderen Universitäten in Deutschland sowie im Ausland wird viel kooperiert: 59 % bzw. 55 % der Befragten gaben dies an (siehe Abbildung 5). Das bedeutet zugleich, dass bei Kooperationen mit Partner:innen an anderen Universitäten die Frage der regionalen Verortung eine geringere Rolle spielt, denn ein größerer Teil der Befragten kooperiert eher mit überregionalen oder auch internationalen Partner:innen als mit Partner:innen aus anderen Universitäten in Berlin (41 %).

Kooperationen mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen sind bei den Befragten mit 47 % ebenfalls weit verbreitet. Anders als bei den universitären Kooperationen habe die Kooperationen mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen einen deutlich stärkeren regionalen Fokus. Knapp ein Drittel der Befragten hat Forschungskooperationen mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen aus dem Berliner Forschungsraum (siehe Abbildung 5).

Etwas seltener sind mit 27 % die Forschungskooperationen mit Unternehmen, darunter überwiegend in Deutschland. Knapp 14 % aller BUA-Befragten kooperieren mit Unternehmen aus dem Berliner Forschungsraum (siehe Abbildung 5). Die Nähe zu Forschungseinrichtungen ist auch für Unternehmen und deren Innovationsfähigkeit bedeutsam (Rammer et al. 2019). Hier ergänzen die Angaben aus dem Berlin Science Survey die Erhebungen des Berliner Innovationspanels (Blind 2016), bei dem Firmen im Berliner Raum befragt werden.

Am seltensten wird mit Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAWs) in der Forschung kooperiert (6 %). Häufiger wird noch mit zivilgesellschaftlichen Akteur:innen und Organisationen kooperiert, wie z.B. Stiftungen, Vereinen, Verbänden, NGOs und Bürger:innen (15 %) (siehe Abbildung 5). 

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Abbildung 5 Kooperationspartner:innen von BUA-Beschäftigten

Im Vergleich zu den Universitätskooperationen ergibt sich bei den Wissenschaftler:innen der außeruniversitären Forschungseinrichtungen eine etwas andere Struktur (siehe Abbildung 6). So haben Kooperationsbeziehungen mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen für Befragte der BR50 einen höheren Stellenwert: Mit 85,2% ist dieser Anteil deutlich höher als bei den Universitätsbeschäftigten (47 %) (siehe Abbildung 6), wobei hier auch Kooperationsbeziehungen innerhalb der eigenen Einrichtung hinzugezählt wurden. Bei den Kooperationen im eigenen Team, mit Unternehmen, der Zivilgesellschaft und den Hochschulen für angewandte Wissenschaften sind die Anteile dagegen vergleichbar. Sogar bei den Kooperationen mit Universitäten sind die Anteile ähnlich hoch: So kooperieren die Befragten der BR50 sehr häufig mit Partner:innen an Universitäten (knapp 84 %) und mehr als die Hälfte der Befragten aus der BR50 unterhält sogar Kooperationsbeziehungen zu Universitäten in Berlin.

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Abbildung 6 Kooperationspartner:innen von Beschäftigten in außeruniversitären Berliner Forschungseinrichtungen

Auch ein Vergleich der vier Einrichtungen der BUA zeigt deutliche Unterschiede in den Kooperationsbeziehungen. Diese lassen sich zum Teil auf die unterschiedlichen Fächerstrukturen der Häuser zurückführen, sollten jedoch nicht zu stark bewertet werden, da die Daten der Pilotstudie des BSS keine repräsentativen Vergleiche der vier BUA-Einrichtungen zulassen (siehe Lüdtke und Ambrasat, 2022b).

Abbildung 7 zeigt, dass die Kooperationen zu Universitäten insgesamt (inklusive der eigenen Einrichtung) bei allen BUA-Einrichtungen in etwa gleich stark ausgeprägt und insgesamt auf einem sehr hohen Level sind. Unterschiede finden sich mit Blick auf die Kooperationen zu außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Am stärksten kooperieren hiernach die Beschäftigten der Humboldt-Universität zu Berlin (HU; 52 %) mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen, am geringsten ist dieser Anteil für die Beschäftigten der Charité Universitätsmedizin (40 %). In Forschungskooperationen mit Unternehmen sind vor allem die Beschäftigten der Technischen Universität Berlin (TU; 39 %) und der Charité (37 %) involviert, die Beschäftigten der HU dagegen kaum (15 %) (siehe Abbildung 7). Große Unterschiede zeigen sich auch für Forschungskooperationen mit der Zivilgesellschaft: während diese für die Charité-Beschäftigten mit 7 % quasi keine Rolle spielen, geben solche Kooperationen immerhin 21,5 % der HU-Beschäftigten an. Kooperationen mit Hochschulen für angewandte Wissenschaft sind an allen Häusern selten, aber mit immerhin 11 % an der TU noch am ehesten vertreten (siehe Abbildung 7).

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Abbildung 7 Kooperationspartner:innen von BUA-Beschäftigten, nach Häusern

Schaut man sich die Verteilung der Partner:innen in den Forschungskooperationen getrennt nach Statusgruppen an, so fällt auf, dass Professor:innen insgesamt am meisten und Prädocs am wenigsten kooperieren (siehe Abbildung 8). Die Struktur der Kooperationen ist aber über alle Statusgruppen hinweg vergleichbar: am häufigsten wird mit Universitäten, am seltensten mit HAWs kooperiert.

Ein anderes Bild zeigt sich beim Fächergruppenvergleich (siehe Abbildung 9): zwar wird über alle Fächergruppen hinweg am häufigsten mit Universitäten kooperiert, ansonsten weichen die Kooperationsstrukturen stärker voneinander ab. So kooperieren die Geistes- und Sozialwissenschaftler:innen stärker mit externen Partner:innen aus der Zivilgesellschaft, als aus Unternehmen. Insbesondere bei Sozialwissenschaftler:innen ist diese Art von Kooperationen mit knapp 29 % besonders häufig. Die Ingenieurswissenschaftler:innen kooperieren dagegen mehr mit Unternehmen und sogar häufiger als mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Das Kooperationsniveau mit HAWs ist bei Ingenieur:innen ebenfalls höher als in den anderen Fächergruppen (siehe Abbildung 9). Auffällig, wenn auch nicht überraschend ist der hohe Anteil der Unternehmenskooperationen (59 %).

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Abbildung 8 Externe Forschungskooperationen, nach Statusgruppen

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Abbildung 9 Externe Forschungskooperationen, nach Fächergruppen

 

Forschungskooperationen nach Regionen

Da es die Bestrebung der BUA ist, insbesondere Berlin als Forschungsraum zu stärken und hier die Kooperationen zu verdichten, ist es auch interessant zu schauen, ob sich externe Forschungskooperationen regional unterscheiden. Wir haben daher externe Forschungskooperationen danach differenziert, ob sie zu Partner:innen aus Berlin, aus Deutschland (ohne Berlin) oder zum Ausland bestehen.

Im Statusgruppenvergleich zeigen sich neben den unterschiedlich hohen Kooperationsniveaus auch divergierende Kooperationsprofile. Die Kooperationsbeziehungen der Professor:innen bestehen am häufigsten zu externen Partner:innen aus dem Ausland (84 % Nennungen), während Wissenschaftler:innen unterhalb der Professur am ehesten mit Partner:innen in Deutschland kooperieren (siehe Abbildung 10). Bei nicht promovierten Wissenschaftler:innen sind Forschungskooperationen ins Ausland mit knapp 40 % Nennungen am schwächsten ausgeprägt (siehe Abbildung 10). Auch Kooperationsbeziehungen zu Berliner Wissenschaftler:innen unterhält aus dieser Statusgruppe nur knapp jede zweite Person.

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Abbildung 10 Externe Kooperationen nach Regionen, nach Statusgruppen

Im Fächervergleich (siehe Abbildung 11) zeigt sich, dass sich die Geisteswissenschaften mit etwas mehr internationalen Kooperationen abheben (72,2 %). Bei den Sozialwissenschaftler:innen kommen alle Regionen gleichermaßen vor und in den Ingenieurswissenschaften überwiegen nationale Kooperationsbeziehungen. In den Lebens-, Natur- und Ingenieurswissenschaftenkommen Kooperationsbeziehungen innerhalb des Berliner Forschungsraumes etwas häufiger vor als in den Geistes- und Sozialwissenschaften.

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Abbildung 11 Externe Kooperationen nach Regionen, nach Fächergruppen

 

Intradisziplinarität, Interdisziplinarität und Transdisziplinarität

Eine andere Dimension von Kooperationen betrifft das Überschreiten von Disziplinengrenzen. In wissenschaftspolitischen Kontexten war und ist oft der Ruf nach Interdisziplinarität und immer häufiger auch nach Transdisziplinarität zu vernehmen. Während Interdisziplinarität die Kooperation mit Partner:innen anderer Disziplinen innerhalb der Wissenschaft bezeichnet, werden unter transdisziplinärem Forschen Kooperation mit Partner:innen außerhalb der Wissenschaft verstanden. Unter den Befragten Wissenschaftler:innen des Berliner Forschungsraums zeigt sich erwartungsgemäß, dass ein Großteil der Befragten (80,7 %) regelmäßig, sprich „oft“, „sehr oft“ oder „immer“ mit Kolleg:innen aus der eigenen Disziplin arbeitet (siehe Abbildung 12). Interdisziplinäres Arbeiten ist für 49,7 % der Befragten eine gängige Praxis. Transdisziplinäres Forschen, also Kollaborationen mit Nicht-Wissenschaftler:innen oder Personen außerhalb der Wissenschaft, geben 18,6 % der Befragten als regelmäßige Praxis an. Für über ein Drittel der Befragten kommt Transdisziplinarität dagegen im Arbeitsalltag nie vor. (siehe Abbildung 12). Aus den Zahlen leitet sich nicht zwangsläufig ein Bedarf zur Steigerung transdisziplinären Forschens ab. Unter denen, die nicht transdisziplinär forschen gibt es mehrere Gruppen. Einerseits kann es für viele Forschungsinhalte sehr sachgerecht sein, die Forschung nicht transdisziplinär, sondern nur disziplinär durchzuführen. Anderseits kann es einzelne Forschungskontexte geben, die sich für transdisziplinäre Forschung eignen würden, weil sie dadurch auch einen Mehrwert für die Inhalte und Ergebnisse der Forschung erfahren würden. Diese Gruppen lassen sich mit den vorliegenden Daten nicht differenzieren. Um das Potenzial einer Steigerung transdisziplinären Arbeitens abschätzen zu können, muss geschaut werden, inwieweit die jeweiligen konkreten Forschungskontexte durch Transdisziplinarität, aber auch Interdisziplinarität profitieren würde. Dazu bedarf es einer Tiefenschärfe auf diese einzelnen Kontexte.

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Abbildung 12 Intra-, Inter- und Transdisziplinarität

Vergleicht man Kooperationsformen nach Statusgruppen, so zeigen sich keine bedeutsamen Unterschiede. Lediglich das generell höhere Kooperationsniveau der Professor:innen wird erneut sichtbar (siehe Abbildung 13).

Bezüglich der Fächergruppen zeigen sich dagegen stärkere Unterschiede (siehe Abbildung 14). So ist die Transdisziplinarität mit 31 % bei den Ingenieurswissenschaften besonders stark ausgeprägt, was auf die hohe Zahl an Unternehmenskooperationen zurückgeführt werden kann (vgl. Abb. 9). Eine eher untergeordnete Rolle spielt Transdisziplinarität dagegen bei den Lebens- und Naturwissenschaften mit unter 13 %.

Beim Vergleich der Organisationsformen, sprich den Universitäten der BUA und den außeruniversitären Forschungseinrichtungen der BR50, zeigt sich lediglich ein kleiner Unterschied bei der interdisziplinären Forschung, die bei den Befragten der BR50 etwas häufiger angegeben wird mit 54,2 % zu 48,6 % (siehe Abbildung 15).

 

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Abbildung 13 Regelmäßige intra-, inter- und transdisziplinäre Forschungskooperationen, nach Statusgruppen

 

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Abbildung 14 Regelmäßige intra-, inter- und transdisziplinäre Forschungskooperationen, nach Fächergruppen

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Abbildung 15 Regelmäßige intra-, inter- und transdisziplinäre Forschungskooperationen, nach Organisationsformen

 

Anbahnung und Stabilität von Kooperationen

Um einen Eindruck von bestehenden Kooperationsbeziehungen zu bekommen, schauen wir auch auf die Anbahnungen von Forschungskooperationen und die Stabilität von Kooperationsbeziehungen.

Bei der Frage danach, wie Kooperationsbeziehungen üblicherweise zustande kommen, geben 29 % an, dass ihre Kooperationen überwiegend oder eher durch Eigeninitiative zu Stande kommen. Auf der anderen Seite geben ca. 17 % an, dass sie überwiegend oder eher Anfragen für Kooperationen erhalten. Die Mehrheit von 54 % jedoch gibt an, dass ihre Forschungskooperationen zu gleichen Teilen durch Eigeninitiative und durch Anfragen entstehen (ohne Abbildung). Des Weiteren haben wir danach gefragt, ob Kooperationsbeziehungen stabil sind, d.h. über mehrere Projekte hinweg mit denselben Partner:innen bestehen bleiben, oder die Partner:innen eher projektbezogen wechseln. Hier zeigt sich, dass ca. ein Drittel der Befragten über eher stabile Kooperationsbeziehungen verfügt (ohne Abbildung), während bei 69 % der Befragten der projektweise Wechsel dominiert. Stabilere Kooperationsbeziehungen verweisen auf Kooperationen in längerfristigen Forschungsprogrammen und auf die Nutzung von größeren Infrastrukturen.

Schaut man sich die Verteilung nach Statusgruppen an, so zeigt sich, dass mit fortschreitender Wissenschaftskarriere das Verhältnis von Eigeninitiative und Anfragen zunehmend ausgewogener wird (siehe Abbildung 16). Auf Ebene der Professor:innen geben dies knapp 68 % an. Dagegen zeigen sich insbesondere bei den nicht-promovierten Wissenschaftler:innen starke Dysbalancen: hier geben 21 % der Befragten an, dass Kooperationen durch Anfragen von außen entstehen und sogar über 31 % der Befragten geben an, dass Kooperationen überwiegend durch Eigeninitiative entstehen (siehe Abbildung 16). Bezüglich der Stabilität von Kooperationsbeziehungen zeigen sich hingegen kaum Unterschiede zwischen den Statusgruppen (siehe Abbildung 17).

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Abbildung 16 Kooperationsanbahnungen, nach Statusgruppen

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Abbildung 17 Wechselhaftigkeit von Kooperationsbeziehungen, nach Statusgruppen

Im Fächergruppenvergleich sind es die Ingenieurs- und Naturwissenschaftler:innen, bei denen mit jeweils ca. 23 % etwas häufiger die Kooperationsbeziehungen durch Anfragen Externer entstehen (siehe Abbildung 18). Bei den Geisteswissenschaften (6,5 %) und bei aber auch bei den Lebenswissenschaften (14 %) fallen diese Werte deutlich geringer aus (siehe Abbildung 18).

Wechselnde Projektpartnerschaften überwiegen in allen Fächergruppen, sind jedoch in den Geisteswissenschaften mit 82 % am ausgeprägtesten. In den Ingenieurs-, Natur- (jeweils 34 %) und vor allem in den Lebenswissenschaften (36 %) ist dagegen der Anteil stabiler Projektbeziehungen etwas höher (siehe Abbildung 19). Zum Vergleich: bei den Geisteswissenschaftler:innen weisen nur 18,3 % der Kooperationsbeziehungen diese Stabilität auf (siehe Abbildung 19).

Diese Unterschiede lassen sich bei den Ingenieurswissenschaften wiederum mit den Unternehmenskooperationen begründen. Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass infrastrukturlastige Forschungsbereiche stärker für Kooperationen angefragt werden und somit selbst weniger aktiv werden müssen.

 

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Abbildung 18 Kooperationsanbahnungen, nach Fächergruppen

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Abbildung 19 Wechselhaftigkeit von Kooperationsbeziehungen, nach Fächergruppen

Beim Vergleich von männlichen und weiblichen Forschenden zeigen sich keine Unterschiede hinsichtlich der Stabilität von Kooperationsbeziehungen (siehe Abbildung 21). Bei der Anbahnung von Kooperationen jedoch sind es die Frauen, die etwas seltener angefragt werden und häufiger (33,5 % vs. 25,8 %) eigeninitiativ tätig werden, um Kooperationen einzugehen (siehe Abbildung 20).

 

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Abbildung 20 Kooperationsanbahnungen, nach Geschlecht

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Abbildung 21 Wechselhaftigkeit von Kooperationsbeziehungen, nach Geschlecht