Humboldt-Universität zu Berlin - Deutsch

Zusammenfassung der Open Science Ergebnisse

In diesem Report werden die Ergebnisse der ersten Pilotstudie des Berlin Science Survey (BSS) zum Themenblock Open Science detailliert vorgestellt. Unter dem Begriff Open Science werden verschiedene wissenschaftliche Praktiken zusammengefasst, die die Verbesserung der Zugänglichkeit, Nachvollziehbarkeit und Nachnutzbarkeit von wissenschaftlichen Ergebnissen zum Ziel haben. Im BSS wurden Open Access Publikationen, Data Sharing, Code und Material Sharing, Open Peer Review und Citizen Science thematisiert. Neben der Verbreitung der einzelnen Open Science Praktiken wurden auch Einstellungen und Einschätzungen der Wissenschaftler:innen erhoben, die Aufschluss darüber geben, inwiefern das wissenschaftspolitische Ziel einer Ausweitung von Open Science geteilt wird. Die zentralen Ergebnisse sind:

  1. Bei den Wissenschaftler:innen gibt es in der Breite kein Akzeptanzproblem mit Open Science. Die Wissenschaftler:innen im Berliner Forschungsraum haben überwiegend positive Einstellungen zu Open Science und halten die Ausweitung für wichtig für die Wissenschaft.
  2. Von einer Ausweitung von Open Science erwarten sie mehrheitlich positive Effekte für die Wissenschaft. Etwa ein Drittel der Befragten sieht jedoch auch Risiken und Gefahren. Dabei sind die höheren Statusgruppen und im Besonderen die Professor:innen und unter den Fächergruppen insbesondere die Geisteswissenschaftler:innen tendenziell skeptischer was die Auswirkungen von Open Science angeht.
  3. Die Verbreitung von Open Science ist von Fach zu Fach und für jede der fünf thematisierten Praktiken verschieden. Das Open Access Publizieren ist am weitesten verbreitet. Die Wissenschaftler:innen geben an, dass zwischen 46 % (in den Geisteswissenschaften) und 64 % (in den Naturwissenschaften) ihrer Publikationen öffentlich und kostenlos zugänglich sind. Generell besteht ein positiver Zusammenhang zwischen der Ausübung der Open Science Praktiken und den Einstellungen zu Open Science.
  4. Bei der Umsetzung der einzelnen Open Science Praktiken werden von nicht wenigen Befragten Hürden gesehen. Ein Viertel der Befragten sieht beim Open Access Publizieren große oder sehr große Schwierigkeiten bei der Umsetzung. Knapp die Hälfte sieht Schwierigkeiten beim Data Sharing. Diese Einschätzungen variieren nach Status- aber vor allem nach Fächergruppen. Zwei Fünftel der Befragten wünschen sich mehr Unterstützung bei der Umsetzung von Open Science durch ihre Einrichtung.

Aus den Ergebnissen des Reports kann man folgende Handlungsempfehlung ableiten:

Open Science ist ein Sammelbegriff für mehrere Praktiken, die unterschiedliche Umsetzungsmöglichkeiten in verschiedenen Forschungskontexten aufweisen. Deshalb können die einzelnen Praktiken nicht von allen Wissenschaftler:innen im gleichen Maße und auf dieselbe Weise umgesetzt werden. Bisher wurde Open Science vor allem in der Breite gefördert, es sollte jedoch gezielter agiert werden. Nicht für alle Wissenschaftler:innen sind dieselben  Unterstützungsangebote und Anreizstrukturen zielführend. Stattdessen sollten steuerungspolitische Umsetzungs- und Unterstützungskonzepte die Forschungskontexte und die damit verbundenen Fachkulturen berücksichtigen. Die Identifikation spezifischer Hürden und Umsetzungsschwierigkeiten in den konkreten Forschungssituationen der Wissenschaftler:innen ist die Voraussetzung für zielgenaue Maßnahmen zur Förderung von Open Science, die auf die Mitwirkung der Forscher:innen bauen. Hierzu bedarf es nicht nur quantitativer Querschnittsdaten, sondern auch tiefergehender qualitativer Analysen.