Kooperativ, produktiv und inspirierend, aber auch teilweise überfordernd. Wie die Wissenschaftler:innen das Arbeitsklima in ihrem Arbeitsumfeld einschätzen
Diese Nachricht erscheint im Newsletter der BUA im September 2025
Kultur ist ein ganzheitliches (holistisches) Konzept, das sich nicht auf einige wenige Eigenschaften reduzieren lässt. Im Berlin Science Survey wurden dazu mehrere Teilkonzepte erhoben, darunter das Arbeitsklima im direkten Arbeitsumfeld. Das Arbeitsklima wird ganz überwiegend als kooperativ, produktiv, und von einer Mehrheit auch als inspirierend wahrgenommen. Gleichzeitig fühlen sich viele auch überfordert.
Insgesamt wird ein positives Bild von der Arbeit in der Wissenschaft gezeichnet: Das Arbeitsklima wird geradezu durchgängig als produktiv, kooperativ, und ganz überwiegend auch als inspirierend wahrgenommen (siehe Abbildung 1). Gleichzeitig fühlen sich aber auch 48 % der Wissenschaftler:innen „teilweise“ überfordert, weitere 13 % sogar „überwiegend“ und knapp 5 % „voll und ganz“ überfordert. Schwierigkeiten gibt es möglicherweise auch in denjenigen Forschungskontexten, die „überhaupt nicht“ oder nur „teilweise“ als produktiv (28,4 %), kooperativ (22,8 %) oder inspirierend (40,6 %) angesehen werden (siehe Abbildung 1).
Abbildung 1 Arbeitsklima
Auf Ebene der Statusgruppen zeigen sich deutliche Unterschiede bei der Bewertung des Arbeitsklimas (siehe Abbildung 2). Für alle Dimensionen werden die Bewertungen mit zunehmendem Status besser. So berichten Professor:innen weit häufiger ein kooperatives (91 %), inspirierendes (82 %) und produktives (85 %) Umfeld als Postdocs (75 % / 57 % / 69 %) und vor allem als Prädocs (74 % / 54 % / 70 %) (siehe Abbildung 2). Dagegen wird das Arbeitsklima lediglich von 9 % der Professor:innen als überfordernd angesehen. Weit häufiger mit 16 % von den Postdocs und noch häufiger mit 23 % von den Prädocs. Solche Unterschiede reflektieren nicht nur die Rolle der jeweiligen Personen in den Arbeitsgruppen und Wissensproduktionsprozessen, sondern auch Sozialisations-, Selektions- und Selbstselektionsprozesse.
Abbildung 2 Arbeitsklima, nach Statusgruppen
Im Fächervergleich zeigen sich kaum nennenswerte Unterschiede (siehe Abbildung 3). Lediglich in den Geisteswissenschaften wird das Arbeitsumfeld etwas weniger kooperativ und produktiv wahrgenommen, dafür aber auch etwas inspirierender als im Durchschnitt der anderen Fächergruppen. Überdurchschnittlich oft überfordernd sind Arbeitskontexte in den Lebens- und vor allem in den Ingenieurswissenschaften. Hier geben dies knapp 22 % der Befragten an (siehe Abbildung 3).
Abbildung 3 Arbeitsklima, nach Fächergruppen
Der Berlin Science Survey
Der Berlin Science Survey (BSS) ist eine wissenschaftliche Trendstudie zum kulturellen Wandel in der Berliner Forschungslandschaft. Hierfür erfragt das Robert K. Merton Zentrum für Wissenschaftsforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin in regelmäßigen Abständen online die Erfahrungen und Einschätzungen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Berliner Forschungsraum. An der jüngsten Studie haben 2.776 Wissenschaftlerinnen des Berliner Forschungsraums teilgenommen. Wir möchten uns herzlich bei allen bedanken, die an der Studie teilgenommen haben.
Der umfangreiche Bericht mit allen Themen der Befragung findet sich hier:
https://www.berlinsciencesurvey.de/de/ergebnisse2024
Die Daten des BSS der Welle 2024 stehen als Scientific Use File auf dem Open-Access-Publikationsserver der HU zum Download bereit: https://doi.org/10.18452/32547