Humboldt-Universität zu Berlin - Deutsch

Einleitung

Dieser Schwerpunktbericht widmet sich den Kooperationsbeziehungen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Berliner Forschungsraum. Kooperationen können sehr vielfältig sein. Im Mittelpunkt stehen häufig Forschungskooperationen. Wissenschaftler:innen können jedoch auch bei der Lehre oder in Transferbereichen wie der Wissenschaftskommunikation oder der Produkt- und Technologieentwicklung mit Partner:innen innerhalb und außerhalb der Wissenschaft zusammenarbeiten.

Die Berlin University Alliance (BUA) hat die Vision, Berlin zu einem integrierten Forschungsraum zu entwickeln und Kooperationen zwischen den Einrichtungen und darüber hinaus zu stärken (Berlin University Alliance 2023). Um diese Zielsetzung in einem Monitoring zu begleiten, analysiert der Bericht das aktuelle Kooperationsniveau und eruiert vorhandene Kooperationspotenziale.

Das Projekt Berlin Science Survey (BSS) untersucht den Wandel der Forschungskultur und Forschungspraktiken im Berliner Forschungsraum aus der Perspektive der Wissenschaftsforschung. Es dient somit auch als Begleitforschung der Maßnahmen der BUA und versucht intendierte und un-intendierte Effekte politischer Steuerung sichtbar zu machen. [1]

Die Basisauswertung des Berlin Science Surveys hat bereits gezeigt, dass Kooperationsbeziehungen, und hierbei insbesondere Forschungskooperationen mit anderen Universitäten, auf einem sehr hohen Level bestehen (Lüdtke und Ambrasat 2022a, sowie Abbildung 5 unten). Gleichzeitig werden Kooperationen größtenteils positiv bewertet (Lüdtke und Ambrasat 2022a, sowie Abbildung 24 unten). Wobei sich diese Aussagen auf bestehende Kooperationsbeziehungen beziehen.

Im vorliegenden Schwerpunktbericht zu Kooperationen werden folgende Fragen vertiefend adressiert:

Wie umfangreich ist das Kooperationsniveau im Berliner Forschungsraum? Welche Kooperationsstrukturen haben sich bisher in der Berliner Forschungslandschaft etabliert? Wo bestehen (noch) Kooperationspotenziale, d.h. wo sind Ausweitungen von Kooperationen sinnvoll und gewünscht und wo eher nicht? Wie steht es um die Qualität bestehender Kooperationsbeziehungen? Was funktioniert bei Kooperationen gut, was eher nicht und wo gibt es gegebenenfalls Verbesserungs- und Unterstützungsbedarfe?

Der vorliegende Bericht beantwortet diese Fragen anhand der Daten der Pilotstudie des Berlin Science Surveys (Lüdtke und Ambrasat 2022b). Es wurden 1.098 Fragebögen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem Berliner Forschungsraum ausgewertet, die im Wintersemester 2021/22 befragt wurden. Der Schwerpunkt der Auswertung liegt auf den Kooperationsstrukturen, Entwicklungspotenzialen von Kooperationen und Bewertungen von Kooperationsbeziehungen. Dabei werden bei allen Teilthemen insbesondere die Unterschiede zwischen den Statusgruppen, zwischen den Fächergruppen und schließlich auch zwischen den Geschlechtergruppen beleuchtet und diskutiert. Mit diesen drei wichtigen Strukturvariablen soll zugleich die Diversität der wissenschaftlichen Gemeinschaft adressiert werden.

Die hierarchische Gliederung der Statuspositionen nach Professor:innen, Postdocs und Prädocs bildet nicht nur das Anstellungsverhältnis und die Karriereposition ab. Mit der Position verbinden sich auch ein jeweils spezifisches Aufgabenportfolio sowie Rollen in Forschung und Lehre. Darüber hinaus ist sie ein Indikator für die wissenschaftliche Erfahrung und die Ausstattung einer Forscherin bzw. eines Forschers mit Ressourcen wie Zeit, Geld und Macht.

Eine zweite zentrale Strukturvariable ist die Einteilung nach Fächern, wobei die Analysen hier differenziert nach den Fächergruppen Geistes-, Sozial-, Lebens-, Natur- und Ingenieurswissenschaften durchgeführt werden. Die Fachzugehörigkeit prägt die Forschenden durch routinierte Arbeitsabläufe, institutionelle Bedingungen und nicht zuletzt durch ein fachspezifisch vermitteltes Verständnis von Wissenschaft und Wissenschaftlichkeit. Doch auch innerhalb einer Fächergruppe gibt es teils sehr große Differenzen in den konkreten Arbeits- und Forschungsbedingungen. Unterschiede zwischen den Fächergruppen liefern daher nur (erste) Hinweise auf die Diversität von Forschungskontexten.

Die Unterscheidung nach männlichen und weiblichen Forschenden hat im Rahmen des Themas Kooperationsbeziehungen ebenfalls Relevanz, da aus der Netzwerkforschung bekannt ist, dass es geschlechtsspezifische Unterschiede beim Aufbau von Netzwerken gibt (Lutter 2015). Solche Unterschiede können bspw. bei der Anbahnung von Kooperationsbeziehungen eine Rolle spielen.

Die Bedeutung von Kooperationen ist vor dem Hintergrund einer vielfältigen Forschungslandschaft mit unterschiedlichen und vor allem fachspezifischen Forschungspraktiken zu betrachten. Der Report versucht dieser Vielfalt gerecht zu werden und stellt dabei die Perspektiven der Forschenden in den Mittelpunkt.

Der Schwerpunktbericht zu Kooperationen kann auch hier heruntergeladen werden.

[1] Der aktuelle Schwerpunktbericht enthält noch keine Trenddaten, sondern bezieht sich auf die Querschnittsdaten der Pilotstudie im Wintersemester 2021/22. Trenddaten werden erst mit der zweiten Welle im WS 23/24 verfügbar sein.